Es ist dunkel, die Schatten der noch kahlen Äste bewegen sich leicht. Nur ein großes Fenster der Aula des Gymnasiums auf der anderen Straßenseite ist hell erleuchtet. Darin kann ich ganz deutlich 5 junge Männer und einen Älteren beobachten, die zusammen eine Choreographie einzustudieren scheinen. Immer wieder tanzen sie die gleichen Sequenzen. Obwohl ich ihre Musik nicht hören kann, fühle ich sie...
*********************************************** "Das „Ganze“ ist mehr bzw. anders als die Summe seiner Einzelelemente"
Ich kann mir garnicht mehr vorstellen, wie das ist, nachts aus dem Fenster zu sehen und da ist irgendwas los... Wenn ich jetzt in diesem Moment aus dem Fenster sehe, ist alles stock dunkel. Um 20 Uhr wird das Strassenlicht aus gemacht... Allerdings, wenn ich nach draußen gehe, höre ich ein Käuzchen rufen. Irgendwas raschelt im Gras, in der Ferne ruft ein Hirsch oder Reh, ich kanns nicht richtig zuordnen...und am anderen Ende des Dorfes bellt ein Hund.
_________________________________________________ _______________________________________________ ******************************************** Wer Schmetterlinge liebt, sollte keine Raupen vergiften!
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Es sind doch zwei verschiedene Welten...deine und die der Anderen.
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Nein nein, ich stelle keinen Zusammenhang zwischen deinem Blick aus dem Fenster und diesem Lied her. Wenn ich bei mir zu Hause aus dem Fenster sehe, habe ich über der Straße in etwa 30 Meter Entfernung ein Mietshaus, deren Balkone zu unserer Hausseite zeigen. Meinen Mülleimer habe ich auf dem Balkon stehen, der ebenfalls zur Seite des gegenüber liegenden Mietshauses liegt. Manchmal, wenn ich abends im dunkel noch mal auf den Balkon raus gehe, kann ich bei den verschiedensten Leuten in die Zimmer sehen und bei alltäglichen Gewohnheiten beobachten. Dazu fällt mir dann sehr oft dieses Lied ein, was dann parallel in meinen Kopf läuft. Das hat noch nicht mal inhaltlich was damit zu tun, weil das was der Sänger damit beschreibt, nicht das ist was ich sehe. Und dennoch ziehe ich bei mir strukturell Parallelen zwischen dem was ich wahrnehme und diesem Lied. Es ist ein sozial kritisches Lied von Stendal Blast. Der Sänger von der Band beschreibt das Lied in einem Interview so.: ...
Medienkonverter:
Eure Themen klingen oft sehr anklagend. "Hinter den Fenstern" kann man auf verschiedene Art und Weise interpretieren. Zum Beispiel als Ignoranz der Gesellschaft, die nur die Symptome von Missständen bekämpft aber nicht die Ursachen oder als Gleichgültigkeit gegenüber den sozial Vernachlässigten. Was wollt Ihr mit diesem Song ausdrücken?
Stendal Blast:
Deine Interpretation geht schon in die richtige Richtung! Für mich befinden sich in „Hinter den Fenstern“ zwei wesentliche Dinge. Zum einen ist das die Verarbeitung meines lange Zeit ausgeübten Berufes als Krankenpfleger, zum anderen ist das Stück eine Parabel über den Zustand unserer wegsehenden Nation. Wenn man wie ich den großen Denker Marcuse schätzt, dann muß einem klar sein, daß bestimmte Züge innerhalb einer Gesellschaft akzeptiert werden, um die Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Dabei geht es stets um den Machterhalt verschiedener Lobbys. Zum Beispiel ist psychische Erkrankung unbedingt als gewollt und toleriert anzusehen, weil unsere Gesellschaft diese Krankheiten zu einem großen Teil erzeugt. Man muß, wenn man eine solche hardcorekapitalistische Gesellschaft will, diese Dinge hinnehmen, obwohl sie unter anderen Umständen nicht auftreten würden. Gleichzeitig wird die Parole „Freiheit“ hochgehalten – und dabei wird den Menschen doch nur ein formatierter Rahmen an Freiheit schmackhaft gemacht; wir leben letztendlich also in einer Illusion von Freiheit, die staatstragend ist, weil sie nicht gefährlich ist. Die unangenehmen Dinge werden „hinter den Fenstern“ versteckt, weil sie das Ergebnis einer äußerlich funktionierenden Gesellschaft sind.
ich kann auch durchaus ein Erlebnis als eine Empfindung stehen lassen, ohne es durch ein sozial-politisches Raster laufen zu lassen...einfach nur so...eine Momentaufnahme...
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Aber es ist schon recht spannend, was unterschiedliche Menschen zu ein und der selben Situation empfinden und denken. Wenn ich aus dem Fenster sehe, wünsche ich mir manchmal ein Weitsichtgerät denn recht weit vom Fenster entfernt ist eine kleiner Reihenhaussiedlung die bestimmt so manch einen Einblick gelohnt hätte.
Zitat von RunenweibAber es ist schon recht spannend, was unterschiedliche Menschen zu ein und der selben Situation empfinden und denken.
das Besondere daran ist, dass niemals unterschiedliche Menschen ein und dieselbe Situation erleben, ja selbst, wenn der gleiche Mensch die gleiche Situation erlebt, wird er sie anders empfinden. Es ist ein bischen wie mit der ersten Liebe..keine Liebe gleicht der anderen
Wenn ich aus dem Fenster sehe, wünsche ich mir manchmal ein Weitsichtgerät denn recht weit vom Fenster entfernt ist eine kleiner Reihenhaussiedlung die bestimmt so manch einen Einblick gelohnt hätte.
das kann ich mir vorstellen, das könnte Überraschungen geben. Wie unterschiedlich der Blick in eine andere Welt sein kann. Ich glaube, man empfindet einen bewußt gesuchten Blick völlig anders, als einen zufälligen Blick. Wenn ich jetzt mal zum Gymnasium rüberschaue, mache ich das bewußt und frage mich, na, ob sie wieder tanzen?? Aber es hat nicht mehr diesen Zauber..
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Zitat von ich kann auch durchaus ein Erlebnis als eine Empfindung stehen lassen, ohne es durch ein sozial-politisches Raster laufen zu lassen...einfach nur so...eine Momentaufnahme...
Nicht, dass ich das nicht auch könnte. Aber oftmals, gar nicht bewusst, verselbstständigen sich Denkweisen einfach bei mir.
Zitat von Nicht, dass ich das nicht auch könnte. Aber oftmals, gar nicht bewusst, verselbstständigen sich Denkweisen einfach bei mir.
Ich denke, das ist wie eine Assoziation. Wenn uns jemand etwas erzählt, was er erlebt hat, bei dem wir nicht direckt dabei sind dann versuchen wir diese Erzählung in unseren Erinnerungen zu integrieren indem wir ähnlich erlebte Dinge damit verbinden. Als ich deine @last virgin Geschichte las, erinnerte mich das an die Geschichte wie ich einmal bei einer Wohnungsbesichtigung direckt in die Büros der Gegenüberliegenden Firmen sehen konnte und gleich dachte, das ist nix für mich, da kann ja den ganzen Tag auch jeder vob drüben zu mir ins Fenster sehen. Soo stelle ich mir vor, assoziiert Hagalaz das Thema scheinbar recht "männlich".
Weiß nicht, ob das männlich ist, dass ich das Thema so assoziiere. Es fiel mir eben so ein, was in mir so abgeht wenn ich bei mir aus dem Fenster schaue. Das hat natürlich nichts mit last-virgins erlebten zu tun. Wollte mich einfach nur mitteilen.
Zitat von Nicht, dass ich das nicht auch könnte. Aber oftmals, gar nicht bewusst, verselbstständigen sich Denkweisen einfach bei mir.
Ich denke, das ist wie eine Assoziation. Wenn uns jemand etwas erzählt, was er erlebt hat, bei dem wir nicht direckt dabei sind dann versuchen wir diese Erzählung in unseren Erinnerungen zu integrieren indem wir ähnlich erlebte Dinge damit verbinden.
so erging es meinem Vater mit Flauberts Roman "Erziehung der Gefühle". Er war da ein noch junger Mann und hatte Beziehungsprobleme. Damals gab es noch keine Ratgeber für Beziehungen, die Väter waren im Krieg oder Gefangenschaft geblieben, mit wem sollten sich die jungen Männer verständigen zu solchen Themen, an welchem Verhalten orientieren? Also Flaubert "Erziehung der Gefühle"..um diesen Titel baute mein Vater Vorstellungen, Erwartungen etc. auf, schon der Gedanke, dass man Gefühle erziehen könnte erschien ihm wie eine Offenbarung. Und dann bekam er das Buch, las 3 Seiten ...und hat es nie wieder angefasst. Offensichtlich sprach Flaubert außer diesem einen Satz nicht die Sprache meines Vaters
Als ich deine @last virgin Geschichte las, erinnerte mich das an die Geschichte wie ich einmal bei einer Wohnungsbesichtigung direckt in die Büros der Gegenüberliegenden Firmen sehen konnte und gleich dachte, das ist nix für mich, da kann ja den ganzen Tag auch jeder vob drüben zu mir ins Fenster sehen. was für ein Glück, dass Du das bemerkt hast...
oo stelle ich mir vor, assoziiert Hagalaz das Thema scheinbar recht "männlich".
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Diese (meine) Wohnung konnte ich mir nicht aussuchen, weil ich sie vom Sozialamt damals zugewiesen bekommen habe, als ich ohne Wohnung war und vorübergehend in einem Obdachlosen-Hotel untergebracht wurde. Als ich die Wohnung bekam, war ich heilfroh gewesen. Alles war besser, als in dem Hotel.
Weiß nicht, ob das männlich ist, dass ich das Thema so assoziiere. Es fiel mir eben so ein, was in mir so abgeht wenn ich bei mir aus dem Fenster schaue. Das hat natürlich nichts mit last-virgins erlebten zu tun. Wollte mich einfach nur mitteilen.
ich hab auch gerade darüber nachgedacht, ob ich das als typisch männlich betrachten würde. Ich denke eher, das hängt von dem Bild ab, das sich einem bietet und das sich auch einprägt..nicht alle Bilder tun das. Allerdings möchte ich mir bewahren, nicht alles in vorhandene Denkmuster fallen zu lassen, ich liebe kleine Wunder, liebe es zu staunen..und einfach zu empfinden. Denken ist für mich auch Faszination... ein breites Spektrum könnte durch "allet in eenen Topp" kleiner werden
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Diese (meine) Wohnung konnte ich mir nicht aussuchen, weil ich sie vom Sozialamt damals zugewiesen bekommen habe, als ich ohne Wohnung war und vorübergehend in einem Obdachlosen-Hotel untergebracht wurde. Als ich die Wohnung bekam, war ich heilfroh gewesen. Alles war besser, als in dem Hotel.
Dann kann ich nachvollziehen, dass aus Deiner damaligen Situation heraus auch Dein Blick gefärbt war...
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Auch ich stehe auf kleine Wunder und positive Faszinationen. Nur, und dass hast du eben sehr gut beschrieben, müsste ich dann auch die dem entsprechenden Bilder vor meine Augen bekommen.
Auch ich stehe auf kleine Wunder und positive Faszinationen. Nur, und dass hast du eben sehr gut beschrieben, müsste ich dann auch die dem entsprechenden Bilder vor meine Augen bekommen.
In meiner jetzigen Wohnung lebe ich über 5 Jahre. Mein Schreibtisch steht die ganze Zeit an der gleichen Stelle und ich habe immer die gleiche Schreibhaltung. Das Gymnasium ist uralt und war schon immer da. Wie oft wohl werden in dieser zeit Schüler in der Aula Inszenierungen geprobt habe, wie oft war wohl dieses Fenster erleuchtet? Wie oft habe ich es schon gesehen und nie wahr genommen? Ich denke so wird es vielleicht auch bei Dir sein..die Bilder sind wahrscheinlich da, aber Dein Focus ist auf andere Dinge gerichtet... Auch, wenn ich schon immer bereit war, alles in mir aufzunehmen, hat mich doch das Schreiben mehr sensibilisiert für diese Art kleiner Wunder...
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Ich gebe zu, dass wäre eine Möglichkeit. Man ist nicht immer mit den Gedanken auf so etwas ausgerichtet. Und es wird auch so sein, dass du durch das Schreiben eine gewisse Sensibilität entwickelt hast in Hinblick auf detailliertes Beobachten für Situationen, denn nur so kann man sie auch partikulär wiedergeben.
Zitat von denn nur so kann man sie auch partikulär wiedergeben.
Mich erstaunt immer mal wieder dein Vokabular denn das hast du ja nicht immer drauf. Ich stehe voll auf Worte. Mit den richtigen Nebensätzen kann man mich in Trace versetzen. Aber das Wort ( partikulär) ist so... fremd, rationell, so durchdacht und drückt in meinem Empfinden keinerlei Gefühl aus. Bitte nicht falsch verstehen, DAS ist keine Kritik an dir sondern nur ein Wundern über "manchmal blitzt ein Wort auf dass mich stutzig macht" Wo hast du diese Worte her? Hochschule, Studium, Elternhaus.....?